Chronik

Von Albert Camus stammt der Satz: "Einen Menschen lieben, heißt einwilligen, mit ihm alt zu werden." Ähnlich verhält es sich mit dem, was wir mit "Heimat" bezeichnen. Die Gemeinde Staig mit ihren Ortsteilen hat sich durch die Jahrhunderte hindurch seinen unverfälschten und liebenswerten Charakter bewahrt. Das geschichtliche Antlitz der Vergangenheit bewegt uns ganz besonders, wenn wir unsere Heimatgeschichte beleuchten.
Nutzen wir den Moment des Augenblicks als Raststation auf unserer eigenen Lebensreise. Betrachten wir es als eine Station, vor der wir stehen bleiben, um für einige Momente inne zu halten.
Altheim ob Weihung

Das nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Hauptort zusammengewachsene Haufendorf (522 m) war möglicherweise schon in römischer Zeit besiedelt. Denn bei Umbauten in Hauskellern kommen immer wieder uralte Fundamente zum Vorschein. Auch bisher nicht näher identifizierte Grabhügel wurden schon entdeckt. Auf alle Fälle haben sich hier auch alemannische Ankömmlinge niedergelassen.
Der Ort liegt an der Kreuzung von damals wichtigen Fernstraßen des Früh- und Hochmittelalters mit unmittelbarem Anschluss an die Hauptverkehrswege nach Osten, Süden, Westen und Norden. Der Ortsname kann auf eine alte, schon einmal wüst gewordene und neu erbaute Siedlung hinweisen. Das Grundwort -heim lässt auf eine Gründung der Siedlung im 06. oder 07. Jahrhundert schließen.
Bereits 1194 besaß in "Althaim", das zuvor wahrscheinlich kirchbergisches Territorium gewesen war, das Kloster Wiblingen etliche Güter, und 1355 - 1774 gelangte fast die ganze Ortschaft unter den Krummstab.
Die Gerichtsbarkeit war zwischen der Abtei und der Herrschaft Fugger geteilt. Die katholische Filialkapelle St. Helena, die stets von Staig aus betreut wurde, muss - jedenfalls in ihrer heutigen Gestalt - um 1650 erstellt worden sein. Zu Zeiten des Rheinbundes im Jahre 1806 kam Altheim von Bayern nach Württemberg.
Essendorf
Der vor der Gebietsreform zu Steinberg gehörende Ortsteil wurde im Jahre 1434 von einem Wolf von Asch an das Kloster Wiblingen verkauft und somit erstmals urkundlich erwähnt.
Er kam 1806 ebenfalls von Bayern zu Württemberg. Der Name leitet sich vom Dorf der Essen (Kohlemeiler) ab, in denen von den dort wohnenden Köhlern Holzkohle hergestellt wurde.
Harthausen
Der Ortsteil ist erstmals 1093 als Harthausen überliefert. Der Name mit der Endung -hausen legt eine Entstehung der Siedlung im 9. oder 10. Jahrhundert nahe und bedeutet "Siedlung im oder am Wald".
Seit dem Hochmittelalter ist der Ortsteil als Pfarrort genannt, der eine Kirche zu "St. Peter und Paul" hatte, in welche mehrere Nachbarorte eingepfarrt waren. "Wegen Misswuchs, Unglücks und Missgeschicks an Häusern und Leuten" wurde die Pfarrei immer kleiner und schließlich im 15. Jahrhundert aufgelöst.

Harthausen erscheint schon 1148 in der Bulle von Papst Eugen III. unter den Widumsgütern des Klosters Wiblingen. Die Kirche in Harthausen blieb bis 1826 als Kapelle erhalten.
Staig
Bei der jüngsten baden-württembergischen Gebietsreform hat man den Namen des Pfarrweilers, der 1127 noch "Steiga" (500 m) - benannt nach Henricus de Steiga - hieß, auf die Orte Altheim ob Weihung, Steinberg, Essendorf, Weinstetten und Harthausen übertragen.
Staig selbst liegt am Westrand des Weihungstals, wo das Kloster Wiblingen schon 1194 Güter besaß. Während des hohen Mittelalters gehörte die Markung zur Grafschaft Kirchberg.
Örtliche Ministerialen, die von 1127 - 1255 bezeugt sind, standen anscheinend in veringischen Diensten. 1507 gelang es den Wiblinger Benediktinern, die Ortschaft von der Ulmer Familie Haid - einer kirchbergischen Lehenträgerin - käuflich zu erwerben.
Anstelle der 1869 neben dem spätmittelalterlichen Glockenturm (1470/1577) empor geführten neugotischen Backsteinkirche des Stuttgarter Bahnhofsarchitekten Georg von Morlok wurde 1972 - 1974 an einem benachbarten Südosthang die von dem Ulmer Manfred Wacker entworfene moderne katholische Pfarrkirche Aufnahme Mariens in den Himmel errichtet.
Steinberg
Hoch auf der Ostseite des Weihungstals erbaut, müssen in Steinberg (530 m) früh Alemannen gesiedelt haben. Nur 400 Meter weiter nordwestlich könnte ein römischer Gutshof gelegen haben. Mittelalterliche Ortsherren waren sicher die Grafen von Kirchberg, bis im 14. Jahrhundert Ulmer Patrizier die Nachfolge antraten: erst die Familie Roth, die 1353 auch das Patronat innehatte, dann von 1440 an die Gmünder Steinhus und Haid.
Nun hatte der Ort einen eigenen Ortsadel, dessen Haus "Stein am Berg" und die Anhöhe "Berg zum Stein" genannt wurde. Daraus entstand nach verschiedenen Abwandlungen der heutige Name Steinberg. Er kann jedoch auch mit den Überresten römischen Mauerwerks, welches aus einer nicht unbedeutenden Kastellanlage am höchsten Punkt des Ortes herrührt, in Zusammenhang stehen.
Das Geschlecht der Rembold veräußerte 1503 das ganze Dorf an die Zisterzienserinnen von Gutenzell, die es aber schon 1522 an die Wiblinger Benediktiner weiterverkauften. Nachdem Napoleon das Kloster Wiblingen im Jahre 1806 aufgelöst hatte, fiel der Ort an die Krone von Bayern, wurde aber noch im gleichen Jahr endgültig württembergisch.

Die bereits 1275 erwähnte katholische Pfarrkirche St. Pankratius stellt einen Neubau des Jahres 1819 dar. Spätgotisch ist noch der sattelgedeckte, kreuzrippengewölbte und mit Staffelgiebeln und Bogenfriesen geschmückte Glockenturm (um 1519), welcher zusammen mit dem Kirchenschiff kürzlich renoviert wurde und sich als unverkennbares Wahrzeichen des Ortsteils über die Ortschaft erhebt. Besonders charakteristisch ist die mittelbare Nachbarschaft der beiden Wassertürme, welche elementarer Bestandteil des Wasserwerks Steinberg sind und die Mitgliedsgemeinden des Zweckverbands "Wasserversorgung Steinberggruppe" mit Trinkwasser versorgen.
Weinstetten
Über dem Reichenbachtal gelegen, kamen die ersten alemannischen Siedler vermutlich in vorkarolingischer Zeit hierher. Das Grundwort -stetten deutet generell auf eine Gründung der Siedlung zu Ende des Frühmittelalters hin. Der Ortsname besagt entweder "Siedlung mit dem Weinbau" oder er leitet sich vom Personennamen "Wino" her.
"Winstetten" (520 m), wie der Ort erstmals 1350 erwähnt wurde, war im Hochmittelalter sicher ein Teil der Grafschaft Kirchberg, die bis zur Mediatisierung im Ort auch der größte Grundbesitzer blieb. Die kirchbergischen Lehen der Herren von Brunnen, Schwendi, Stöffeln zu Justingen sowie ulmische Bürger gelangten von 1350 an mehr und mehr an die Benediktinerabtei Wiblingen, der Inhaberin der niederen

Gerichtsbarkeit
1806 zuerst bayerisch geworden, kam das Dorf 1810 an Württemberg und zu dessen Oberamt Wiblingen/Laupheim und schließlich 1938 zum Landkreis Ulm. Die katholische Filialkapelle St. Wendelin wurde vermutlich 1640 erbaut.

